GIGABYTE GSmart t600 DVB-T und Entertainment Phone
(09.06.2008 00:00 CET)
Überall Fernsehen auf dem Pocket PC... lang gehegter Traum vieler Anwender. Nachdem mit der Slingbox zumindest das Streaming über WLAN bzw. UMTS möglich war, durch die horrenden Datentarife aber von den Kosten her nicht interessant, schien das Ziel in weite Ferne gerückt. Auch das von den Netzbetreibern so gepushte DVB-H, das Fernsehen via Mobilefunkverbindung war nicht so recht nach dem Geschmack der Benutzer, zumal es (zumindest mit Windows Mobile als Betriebssystem) auch keine wirklich interessanten Endgeräte gab. Selbst HTC; sonst eher der Innovator auf dem Markt der mobilen Geräte, bietet bis heute keine Lösung dafür an... und wenn man ehrlich ist, bei der marktbeherrschenden Stellung von HTC ließ dies befürchten, dass es auch dabei bliebe.
So erinnert es ein wenig an Asterix und die trutzigen Gallier, wenn ein neuer Hersteller sich auf den Markt
wagt und versucht, sich ein Stück des Kuchens abzubeißen und dann auch noch die Dreistigkeit besitzt,
Features anzubieten, die so noch nicht existieren.
Wer jetzt "Fernsehen brauch ich nicht" ruft und das Lesen beenden will, der sollte innehalten: Das GSmart
t600 hat eine Menge mehr zu bieten als nur einen integrierten DVB-T-Empfänger!
GSmart (als mobile
Marke des aus dem Computerbereich wohl bekannten Herstellers Gigabyte) ist gar nicht so neu auf dem Markt, wie
es dem Europäer erscheint, nur hat man erst jetzt den Entschluss gefasst, auch in Europa auf den Markt zu
kommen. Für das t600 konnte vodafone als Netzbetreiber gewonnen werden, an weiteren Distributions-Deals wird
gearbeitet. Ende Mai 2008 hatte ich die Möglichkeit, mich mit Clare Fan, der Vertriebschefin, zusammenzusetzen
und einen Ausblick auf die kommenden Modelle und Funktionalitäten zu werfen. Und eines verspreche ich Euch:
Das wird hochinteressant!
Zurück zum t600: Gigabyte haben einen Ansatz gewählt, der das beste aus allen Welten zusammenfasst.
Statt in einer langweiligen Verkaufsverpackung befindet sich das Gerät in einer hochwertigen, giftgrünen
Pappbox. Öffnet man sie, dann steckt das t600 in einem (an HTC-Verpackungen erinnernden) Moosgummi-Fach, darunter
befindet sich das Zubehör: Ein Netzteil mit allen internationalen Adaptersteckern, das Sync-Kabel (USB auf
miniUSB), die Antenne, der Stylus und die Freisprecheinrichtung, die nebenbei noch als Stereo-Headset fungiert.
Wider dem allgemeinen Trend befinden sich sowohl eine Kurz- als auch eine ausführliche Anleitung für
das Gerät und separat auch für die Fernseh-Software im Lieferumfang.
Das t600 wirkt auf Fotos auf Grund seiner glänzenden Oberfläche ein wenig billig, was die Realität
allerdings Lügen straft: Das Design und die Haptik erinnern ein wenig an die weißen iPOD Classics, mit
der Ausnahme, dass der Batteriedeckel nicht aus Chrom, sondern aus weißem Plastik ist. Das t600 ist extrem
hochwertig verarbeitet, da wackelt und rappelt nichts. Spätestens aber, wenn die hellblaue Tastenbeleuchtung
angeht, bleiben die Münder der Umstehenden offen stehen. Zugegeben: ein wenig weniger hell hätte hier
auch gereicht... :-D
Im ersten Moment vermisst man ein wenig die Leuchtdioden, die Telefone normalerweise zur Anzeige des Netzempfangs und der Funksender haben: Diese befinden sich beim t600 nicht auf der Front, sondern eingebettet im schwarzen Rahmen, der das Gerät umgibt. Auch das trägt zum Gesamteindruck bei, denn das ganze Gerät ruft für mich eines mit lauter Stimme: "Understatement". Wer nicht weiß, um was es sich handelt, der vermutet schnell einen MP3-Player oder ein einfaches Handy, aber eben nicht ein Hightech Windows Mobile-Gerät.
Ebenfalls auf der Vorderseite: das Steuerkreuz (wider seinem Aussehen nicht als Scrollwheel zu verwenden), Tasten
für das Startmenü, OK, die beiden Hörertasten und die beiden Schultertasten.
Auf der linken Seite des t600 befindet sich der Lautstärkeregler, rechts der Anschluss für das Headset
(das allerdings einen proprietären Stecker verwendet), darunter der microSD-Slot und die Kamera-Taste.
Kommen wir zu den inneren Werten: Ich hatte eingangs schon geschrieben, das das t600 auch ohne den DVB-T-Empfänger (zu dem ich gleich separat komme) ein interessantes Gerät wäre. Das liegt unter anderem daran, dass es das bisher einzige in Deutschland verfügbare Gerät ist, das mit einem 2.8-Zoll Display VGA-Auflösung (640*480) mitbringt. Die Kombination aus kleinem Display, hoher Auflösung und Display-Qualität schafft eine Schärfe, die ihresgleichen sucht.
Ob nun im Innenraum oder bei Sonnenlicht, es ist gut und gleichmäßig lesbar. Hinzu kommt etwas, das sich konsequent durch das gesamte Gerät durchzieht: Sinnvolle, durchdachte Anpassungen des Betriebssystems. Wer sich noch an den MDA Pro erinnert, bei dem sich im Startmenü jeder fragte, wo denn nun die hohe Auflösung sei: Nur durch Tweaks und Zusatzsoftware war er - wie viele andere Geräte auch - dazu zu bringen, mehr Informationen durch geringere Größe darzustellen. GSmart hat dies beim t600 direkt von Hause aus integriert und die Darstellung für VGA optimiert. Der Vorteil: Mehr Informationen werden lesbar auf demselben Raum dargestellt (Bild anklicken für 1:1-Auflösung).
Für die Performance des t600 sorgt ein PXA270-Prozessor mit 520MHz, 256MB ROM und 128MB RAM sind verfügbar, ebenso wie ein microSD-Slot. Allerdings muss das t600 an dieser Stelle ein wenig Kritik einstecken: alleine von der Taktfrequenz des Prozessors würde man sich ein ganzes End mehr Performance erwarten, aber wie bei einigen der aktuellen Konkurrenzgeräte lassen sich in der Bedienung der eine oder andere Hakler feststellen. Nicht so, dass es dauerhaft stört, aber schon spürbar. Zur Ehrenrettung: Mit dem VGA-Display müssen viermal so viele Bildpunkte angesteuert werden, und das ist sicherlich ein Argument für erhöhte Prozessorlast. Hinzu kommt, dass GSmart einige residente Zusatzsoftware integriert hat (mehr dazu auch später). In der Summe ist die Performance ordentlich und die Einschränkungen in den verschiedenen Anwendung nicht spürbar.
Was den einen oder anderen Anwender abschrecken wird: Das t600 bringt nur GPRS mit, kein UMTS, kein HSDPA/HSUPA.
Dies ist aus meiner Sicht eine eindeutige Aussage: Das t600 zielt auf den Privatanwender, ist ein Entertainment-Gerät
und nicht ein ultraperformantes Business-Gerät. Man mag geteilter Meinung darüber sein, zum Abrufen von
Mails und dem gelegentlichen Internet-Surfen reicht GPRS aus, wer aber große Datenmengen bewegen muss oder
das Telefon gar als Zugangspunkt ins Internet für ein Notebook plant, der wird GPRS-Geschwindigkeiten nicht
als ausreichend finden.
Noch verbesserungswürdig ist der Akku: Trotz 1300 mAh Lithium-Polymer-Akku kommt das t600 auf einen guten
Tag Betrieb, der sich in meiner Testumgebung immer aus moderatem Telefonieren, einer Dauerverbindung mit meinem
Exchange Server und der normalen Nutzung als PDA (mit Terminen und Kontakten) zusammensetzt. Bei einem Gerät
mit integriertem DVB-T kommt dazu natürlich noch die eine oder andere (kurze) Sendung, die man sich unterwegs
anschaut, und genau da kann es eng werden. Aus meiner Sicht können hier einige Optimierungen im System den
gewünschten Erfolg bringen.
Nun aber zum Kern des Geräts: dem integrierten DVB-T-Modul. Und ganz ehrlich: ob man es "braucht"
oder nicht: Die Kombination aus den hervorragenden VGA-Display und dem Fernsehempfang schießt das t600 im
Entertainment-Bereich weit über alle Konkurrenz-Geräte. Startet man "Cyberlink DVB-T" das erste
Mal, dann muss die Region, in der man sich befindet, ausgesucht werden. Wie von normalen DVB-T-Tunern gewöhnt
sucht sich das t600 dann die verfügbaren Sender und ordnet sie in einer Liste an.
Als Antenne fungiert entweder der Stylus, der ein Stück herausgezogen
werden kann, oder eine separate, dem Paket beiliegende lange Antenne.
Meine Erfahrung: Zur Sendersuche sollte man in jedem Fall die optimalen
Empfangsvoraussetzungen schaffen und die lange Antenne verwenden. Im
Betrieb reicht auch in Randgebieten der Stylus aus.
Schaut man sich das Innere des t600 an, dann erkennt man gut den Kontakt, an dem Antenne oder Stift ansetzen müssen, um als Antenne zu fungieren... am Anfang ist es ein wenig gewöhnungsbedürftig, bis man die richtige Länge der Antenne bestimmt hat, das legt sich aber schnell.
Über das Steuerkreuz kann mit links/rechts die Lautstärke angepasst werden, mit oben/unten durch die Kanäle gezapped werden. Wer lieber den Kanal aus der Liste auswählt, klickt auch den "CH"-Button und macht dies einfach. Umordnen lässt sich die Liste allerdings nicht!
Ein Tippen auf den Bildschirm dreht das Bild aus dem (kleineren) Hochkant-Modus ins Querformat und nutzt so
das 640*480-Display des t600 optimal aus.
Was mich absolut fasziniert, ist die brillante Bildqualität auch im Fernsehmodus. DVB-T hat nun mal den Vorteil,
dass man entweder ein Bild oder Blöcke sieht, die Bildqualität also bei schlechtem Empfang nicht schlechter
wird, sondern das Bild verschwindet. Im Gegensatz aber zu billigen DVB-T-LCD-Fernsehern kann man auf dem Display
des t600 jede Schrifttafel gestochen scharf erkennen, die Farben sind brillant und lebendig.
Wer das t600 im Querformat als "Taschenfernseher" erlebt, der ist meist vollkommen überrascht,
wenn er feststellt, dass es sich eigentlich um ein Windows Mobile-Gerät handelt.
Ob man nun unterwegs unbedingt Fernsehen schauen muss oder nicht: Der Entertainment- und der Wow-Faktor sind immens.
Ich hatte eingangs schon geschrieben, dass aus meiner Sicht nicht nur der DVB-T-Tuner für das t600 spricht.
GSmart hat es als einer der wenigen Hersteller auf dem Windows Mobile.Markt verstanden, das Betriebssystem durch
Anpassungen und kleine Zusatzprogramme aufzuwerten. Das fängt damit an, dass das Display direkt ab Werk schon
eine Darstellung verwendet, die die hohe Auflösung ausnutzt.
Es geht weiter damit, das beispielsweise eine kleine Applikation an Bord ist, die die ultrahelle LED, die als Blitz
für die Kamera verwendet wird, zur Taschenlampe macht.
Und - für mich eine der wichtigsten Innovationen, weil schon lange von vielen Benutzern gefordert - endlich
fungiert das Telefon als Anrufbeantworter und Diktiergerät. Dazu ist ein Programm namens "Wise Talk"
installiert, das drei Haupt-Anwendungsbereiche hat:
Zum einen den (witzigen, aber eher unwichtigen) Bereich der Hintergundeffekte. So kann während des Telefonats
im Hintergrund Geräusche oder Musik gespielt werden, durch die Richtungstasten können zusätzliche
Effekte eingespielt werden. Wer also statt im Büro im Park sitzt, der kann eine Kulisse aus klappernden Tastaturen,
immer wieder unterbrochen von einem, klingelnden Telefon einspielen. Spaßig, aber nicht wirklich wichtig.
Was aber richtig Spaß macht, ist der Anrufbeantworter: diesen kann man mit einer aufzunehmenden persönlichen
Begrüßung versehen und dann sagen, nach wie langer Zeit (bis max. 20 Sekunden ausbleibender Rufannahme)
er dran gehen soll, die Begrüßung abspielen und den Text des Anrufers aufnehmen soll. Ist eine neue
AB-Nachricht eingegangen, dann wird diese als "neue Nachricht" am t600 signalisiert und kann direkt mit
dem Mediaplayer abgespielt werden. Zusätzlich kann die Steuerung über die Rufnummer des Anrufers vorgenommen
werden, also die Ehefrau eine andere Ansage bekommen als die Schwiegermutter.
Der dritte Programmteil ermöglicht endlich das Mitschneiden von Telefongesprächen: Auch wenn dies datenschutzrechtlich
kritisch ist, wenn man nicht darauf hinweist, so hat man doch oft die Notwendigkeit, den Gesprächsverlauf
(beispielsweise bei einer telefonischen Reklamation) nachweisen zu können... andere Anbieter bieten dies schon
lange. Beim t600 drückt man zum Starten der Aufnahme kurz die Kamerataste, dann läuft im Display ein
Zähler, durch erneutes Drücken wird die Aufnahme beendet und kann ebenfalls im Mediaplayer wiedergegeben
werden. Sie enthält sowohl den Gesprächspartner als auch den selbst gesprochenen Text, ist also vollständig.
Ich könnte noch Seiten weiterschreiben: Ein Umschalter, mit dem das t600 zwischen USB-Kartenleser und ActiveSync-Gerät umgeschaltet wird, die Anzeige der Homezone direkt im Heute-Bildschirm in der Grafik, RemoteDesktop, die Zahl der kleinen Änderungen ist groß.
Preis:
Ab 289,90 inkl. Vertrag hier.Fazit:
Das t600 ist für mich ein Gerät, das nicht allen Anwendern gefallen wird. Wer ein UMTS-Powerhorse oder ein mobiles Navigationssystem sucht, der ist definitiv nicht hundertprozentig richtig aufgehoben. Wer aber ein Allround-Gerät sucht, das hochwertig verarbeitet ist, Spass macht und unterwegs einfach flexibel und unterhaltend ist, der ist mit dem t600 auf dem richtigen Weg.Für einen Hersteller, der im Windows Mobile-Bereich zumindest hierzulande noch eher unbekannt ist, gelingt GSmart ein beeindruckendes Debut: Nicht nur das Alleinstellungsmerkmal des DVB-T-Empfängers, auch die Haptik, Verarbeitungsqualität, die Durchdachtheit der Anpassungen im System machen nicht nur das t600 zu einem hochinteressanten Gerät, sondern lassen auch die Erwartungen auf weitere für den deutschen Markt geplante Geräte steigen. Im Mai 2008 hatte ich die Möglichkeit, einige Geräte und vor allem die in Konkurrenz zum TouchFLO 3D von HTC tretende Smart Touch in Aktion zu sehen.
Aus all diesen Gründen:
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